An dieser Stelle könnte man Buzzword Bingo spielen und erneut alle Probleme deutscher Unternehmen aufzählen, wenn es um Personalbeschaffung geht. Viel wichtiger ist jedoch, wie das Bild deutscher Mitarbeiter teilweise aussieht. Überforderung, schlechte Einarbeitung, Überstunden, kein Spaß an der Arbeit und eine Wechselbereitschaft, so hoch wie nie zuvor.
Es heißt immer wieder, Unternehmen müssen die Kultur fördern und Mitarbeiter in den Vordergrund stellen. Und fragt man deutsche Unternehmen, tun sie das auch.
Die Realität sieht etwas anders aus. Wer kümmert sich im Unternehmen denn um die Kultur und die Förderung der Mitarbeiter? Die Antwort müsste lauten: Die Personalabteilung. Tut sie aber oftmals nicht!
Die Personalabteilung hat gar keine Zeit, sich um die Unternehmenskultur zu kümmern. Denn sie kümmern sich um Löhne, Recruiting, Onboarding, Compliance, Benefits und beantworten die Fragen der Mitarbeiter. Strategie und Kultur sollten nicht auf der operativen Ebene angesiedelt sein, sondern im C-Level. Und genau hier kommt der CHRO ins Spiel.
Was ist ein CHRO?
Ein CHRO (Chief Human Resources Officer) oder auch CPO (Chief People Officer) trägt die Verantwortung für alle Personalthemen im Unternehmen. Jetzt fragen sich einige vielleicht: Ist das nicht einfach ein Personalleiter? Der große Unterschied besteht darin, dass der CHRO auf C-Level, sprich Vorstandsebene, angesiedelt ist. Er berichtet nicht an den COO und schon gar nicht an den CFO, sondern einzig und allein an den CEO. Die strategische Ausrichtung dieser Rolle beinhaltet vor allem die Kultur im Unternehmen, die Entwicklung der Mitarbeiter und der berufliche Erfolg aller Mitarbeiter.
Welche Aufgaben hat ein CHRO?
Die Hauptaufgabe eines CHRO liegt darin, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in welchem sich alle Mitarbeiter wohlfühlen. Ein CHRO nimmt die strategische Rolle im HR-Bereich ein und vertritt die Personalabteilung im Management.
Dabei agiert er als Berater, Visionär, Kulturschaffender und Partner. Der Aufgabenbereich ist sehr vielseitig, weshalb der Stelle in Zukunft eine noch wichtigere Rolle zugesprochen wird. Vor allem Themen wie Diversität, Equal Pay und Inklusion stehen ganz oben auf der Liste und tragen zu einer positiven Unternehmenskultur bei.
Unter den genannten Aspekten der Rolle ergeben sich Aufgaben, mit denen sich ein CHRO befassen muss.
Strategische Aufgaben:
- Bereitstellung von Marktanalysen und Branchentrends für fundierte Entscheidungen
- Ausarbeitung der HR-Strategie. unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die gesamte Geschäftsstrategie
- Definition der benötigten Kernkompetenzen in der Organisation
- Bereitstellung von HR-Analysen zur Entscheidungsfindung
- Erkenntnisse gewinnen und Wissensverbreitung von neuen Trends, Tools. Technologien, Methoden usw. aus dem HR-Bereich
Kulturelle Aufgaben:
- Unternehmenswerte und Kultur definieren, ausbauen und vorleben
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen
- Förderung der Mitarbeiterbindung und Motivation
- Etablierung einer Entwicklungsstrategie
Beratende Aufgaben:
- Berater und Business Partner der Geschäftsleitung für alle Themen rund um das Personal
- Überwachung der Mitarbeitergewinnung und der Innovationen und Trends in diesem Bereich
- Sicherstellung und Umsetzung der Personalpolitik mit Hinsicht auf die Unternehmensziele
Welche Fähigkeiten sollte ein CHRO mitbringen?
Um diese Aufgaben bestmöglich bearbeiten zu können, müssen CHROs einige Fähigkeiten mitbringen. Neben den Kenntnissen in Bereich wie beispielsweise HR-Strategie, Personalplanung, Change Management, Arbeitsrecht und Personalentwicklung muss ein CHRO auch ein großes Interesse für digitale Prozesse und Analysen mitbringen. Nur wer sich mit der Welt von Morgen beschäftigt, wird in dieser erfolgreich sein.
Ein Chief Human Resources Officer bringt auch Softskills wie Führungsqualitäten, analytisches Denken sowie innovative und kreative Herangehensweisen mit. Eines der wichtigsten Merkmale eines guten CHRO ist die soziale Kompetenz. Trotz der Managementebene beschäftigt sich ein CHRO mit den Menschen im Unternehmen. Dabei geht es um Verständnis, Empathie und Integrität. Nur so ist die Rolle glaubwürdig zu besetzen und die Kultur kann mit dem CHRO wachsen.
Warum brauchen Unternehmen einen CHRO?
Die Antwort auf diese Frage scheint sehr einfach, jedoch ist die Realität eine andere. Wenn Sie über die Antwort nachdenken, warum Unternehmen eine CHRO-Rolle benötigen, kommt Ihnen wahrscheinlich der Gedanke: Jemand muss sich ganz oben für die Mitarbeiter einsetzen. Ein anderer Gedanke könnte aber auch sein: Das hat ja seither auch funktioniert. Und schon sind wir an einem Punkt, an dem viele Unternehmen heute stehen.
Laut einer Umfrage vom Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung haben weniger als die Hälfte der 677 größten deutschen Unternehmen einen CHRO. In über 20% der Unternehmen wird Human Resources von einem der anderen Vorstände betreut - beispielsweise dem CEO oder im schlimmsten Fall dem CFO.
Die Experten sind sich einig, ein CFO, der das Ressort Finanzen verwaltet, kann nicht gleichzeitig das Ressort Human Resource verantworten. Hier entstehen Konflikte zwischen den Prioritäten. Mitarbeiterbindung, Mitarbeitergewinnung, Personalentwicklung, Employer Branding - das alles kostet Geld und darf nicht zugunsten des Gewinns ignoriert werden. Deshalb ist es wichtig, eine eigenständige Position im Management für das Ressort Human Resources zu schaffen.
Klar ist, die Personalabteilung kann sich um die operativen Aufgaben kümmern, jedoch nicht im gleichen Umfang um die strategischen und kulturellen Themen. Ein CHRO kann genau diese Aufgaben übernehmen und steht für eine klare Zukunftsvision mit einer Kultur, die Diversity und Equal Pay, jedoch keine Belästigung oder Rassismus beinhalten.